Die Sagen von Misrah 6 - "Man's best friend" (german)

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Die Sagen von Misrah 6 - "Man's best friend"
(german)

by Misrah

Der Hunger schien sich durch seinen Bauch zu fressen. - Fressen... Ja, fressen wollte er, muáŸte er. Egal was. Er fá¼hlte bereits wie seine Krá¤fte allmá¤hlich schwanden und der ihm von der Natur mitgegebene Instinkt sagte ihm, dass das keineswegs etwas Gutes war. Nicht dass er wirklich verstanden oder gewuáŸt há¤tte warum, aber es fá¼hlte sich nicht gut an. Hunger fá¼hlte sich schlecht an mahnte ihn, trieb ihn und verlangte behoben zu werden.

All die Gerá¼che waberten zwischen den Beinen der Menschen umher, zwischen denen er entlangtrabte, sich im Slalom durch ihren wogenden Wald schlá¤ngelnd. Ja, Vorsicht war geboten. Denn er wuáŸte, dass sie dazu neigten ihn zu treten und zu bespucken, wenn sie sich durch ihn gestá¶rt fá¼hlten. Und Schmerz war ihm genauso unangenehm wie Hunger, nur das dass Erstere immer irgendwann von selbst vorbeiging.

Also hie០es schá¶n aufpassen, dass man all den Sandalen, Stiefeln und langen Gewá¤ndern so fern wie nur irgend má¶glich blieb. Kein leichtes Unterfangen in diesen engen Gassen des Bazars, wo die Menschen umherwuselten, geschá¤ftig und zahlreich wie die Ameisen. Aber Ameisen durfte man fressen wenn es sein muáŸte (auch wenn sie sauer und miserabel schmeckten), Menschen nicht. Er konnte die Ameisen zertreten, die Menschen hingegen konnten ihn treten. 'Man kann nur reiáŸen, was zumindest gleich gro០oder kleiner ist als man selbst.' Das wuáŸte er, das akzeptierte er. Er fragte sich nie warum das so war. Es reichte schlicht es zu wissen.

Doch was war das? Er hob die Schnauze gegen den sachten, heiáŸen Windhauch der durch die Gasse wehte. Das war ein guter Geruch. Ein Geruch der versprach, das dieses quá¤lende Gefá¼hl in seinem Bauch aufhá¶ren wá¼rde.

Langsam, gaaanz langsam. Er machte sich so klein wie er konnte. Er konnte den Menschen riechen, die da an dem Stand etwa drei Meter vor ihm saáŸ. Ká¶rper und Kopf waren in dieses Zeug gehá¼llt, das alle Menschen wie eine Art Fell am Leib trugen. Er wuáŸte, dass es leicht abzureiáŸen und noch leichter zu durchbeiáŸen war. Das wuáŸte er, seit er einmal einen von ihnen in den Arm gebiáŸen hatte .

Seine Geruchssensoren berichteten ihm, dass es sich bei dem Menschen um ein Weibchen seiner Art handelte. Sie rochen anders als die Má¤nnchen, dass war leicht zu unterscheiden. Das war gut. Denn die Weibchen ihrer Gattung neigten seiner Erfahrung nach eher dazu, Angst vor ihm zu haben sofort anstatt sofort auf ihn einzutreten. Und die Fleischbá¤llchen die er da in den Weidenká¶rben an ihrem Stand erschnupperte, rochen gar zu verlockend und lieáŸen ihm das Wasser im Maul zusammenlaufen.

Langsam,Pfote vor Pfote ná¤herte er sich sich der begehrten Beute. Zuná¤chst schien alles gut. Das Menschenweibchen bellte immer wieder irgend etwas in die Menge ihrer ArtgenoáŸen hinaus, schien deren Aufmerksamkeit erregen zu wollen. Ihm sollt's recht sein, denn noch war er von ihr nicht entdeckt worden. Ein letztes beherztes Voranschleichen und er war am á¤uáŸersten Korb angelangt. Noch schnell die Schnauze á¼ber den Rand gesteckt und...

Hei០fuhr der ihm der Schmerz in's Fleisch, als ihn der unbarmherzige Tritt hart am Hinterlauf traf und ihn abrupt von den Pfoten riáŸ. "Jaulend rappelte er sich instinktiv und umgehend wieder auf, doch das Martyrium war noch nicht vorbei. Das Menschenweibchen griff sich, offensichtlich aufgebracht, einen dieser Stá¶cke. Einen von den langen an die die Menschen lange Bá¼ndel von Reisig zu binden pflegten um es dann so prá¤pariert wieder und wieder á¼ber den Boden zu ziehen (was fá¼r ná¤rrische Kreaturen es doch waren) und noch bevor er há¤tte groáŸartig reagieren ká¶nnen, stie០der unangenehm kreischende Mensch mit seinem Werkzeug zu.

Sein Hinterlauf hatte keinen Halt mehr. Wann immer er ihn aufsetzte, fuhr sengender Schmerz durch jeden Muskel dort und er knickte mit der Hinterseite ein. Das hatte er noch nie erlebt und so wuáŸte er Nichts mit dieser Erfahrung anzufangen. Und so schleppte er sich weiter bis hinein in eine Seitengasse. Hier war weniger Trubel, weniger Gefahr, Schatten. Zeit um zu ruhen. Jaulend vor Schmerz lie០er sich schlieáŸlich erschá¶pft nieder. Er wuáŸte, dass er weiter nicht kommen wá¼rde, ja nicht mehr konnte.

Eine Stimme neben ihm lie០ihn die Ohren aufstellen. Er ri០den Kopf herum und visierte má¼de den Menschen an, der da neben ihm in der Gasse saáŸ. Zwischen einigen Kisten hatte sich dieser, offenbar zum Schlafen, niedergelassen. Er hatte eines dieser Behá¤ltnisse hinter sich und die grob verputzte Ziegelwand geklemmt, in denen die weiáŸen Menschen oft ihren Proviant verstauten. Das wuáŸte er, weil diese Dinger immer so gut rochen.

áœberhaupt waren ihm die hellen Menschen lieber als die dunkelgrauen. Sie schienen keine besonders erfolgreiche Rasse zu sein, denn in seinem Revier bekam er sie eher selten zu Gesicht. Sie trugen ihr Ersatzfell (das in aller Regel anbei bemerkt weit mehr verschiedene Grauschattierungen aufwies als das der Dunkelgrauen) meist weitaus spá¤rlicher und ká¼rzer als der Rest ihrer Rasse, oft bedeckte es nicht mal ihre Hinterlá¤ufe. Und sie trugen eben allzumeist diese wuchtigen, wohlig nach Fressen riechenden Behá¤ltnisse mit sich.

Der helle Mensch, sogar seine Haare waren hell, um nicht zu sagen weiáŸ, beugte sich zu ihm herá¼ber. Normalerwiese wá¤re er wahlweise sofort geflohen oder há¤tte sich wahlweise massiv gewehrt. Doch in seiner augenblicklichen Situatiuon, leidend und der Ohnmacht nahe, lie០er es einfach geschehen als der helle Mensch vorsichtig seinen Hinterlauf faáŸte und begutachtete, wá¤hrend er etwas von sich gab daas fá¼r seinen Verstand ohne Sinn blieb, aber immerhin nicht aggressiv, sondern beruhigend, vielleicht gar besorgt klang. So genau kannte er sich mit dem Gebell der Menschen dann auch wieder nicht aus.

Der Mensch griff in Há¼fthá¶he an sein geruchloses Ersatzfell, etwas hervorziehend. Ihm hingegen war's egal, auf der Seite liegend ergab er sich der Pein, die seinen Geist á¼berforderte und mehr und mehr á¼berkam ihn eine einlullende Gleichgá¼ltigkeit, die auch dadurch nicht mehr gestá¶rt werden konnte dass der Mensch nun irgendetwas in seine Wunde zu reiben schien und etwas vor sich hin zu knurren schien. Der Helle fuhr fort, indem er ihm etwas aus seinem Rucksack kramte es aufschlug und wieder etwas von sich gab, wá¤hrend er wieder etwas von sich gab:

" Homunculus." - Er wá¼rde das Gebrabbel der Menschen wohl nie begreifen.

Doch mit einem Male war ihm anders, besser... Seine Sicht klarte wieder auf, die Schnauze hob sich vom Boden. Die Muskeln all seiner Lá¤ufe arbeiteten wieder ohne Schmerz und Protest. Schon war er wieder auf den Beinen. Instiktiv neigte er den Kopf an die eigene Flanke, um seine Wunde zu lecken, nur um erstaunt zu erkennen, dass sie nicht mehr da war. Er hatte kein Ahnung, wie das sein konnte aber er erkannte, dass dieser Mensch ihm wohl Gutes getan hatte. Und nun, wá¤hrend er weiter unverstá¤ndliche, aber freundliche Laute von sich gab, kramte er auch noch etwas aus seinem Behá¤ltnis hervor.

Es roch nach gutem, frischen Fleisch, verpackt zwischen zwei Scheiben von krá¼melig gelb-weiáŸem Etwas. Wie auch immer. Ihm war's grad egal und recht. Gierig schlang er das ihm Dargebotene mit nur zwei BiáŸen hinunter. Nun nahm auch der quá¤lende Hunger ab und dankbar schleckte er das Gesicht seines Helfers zum Dank ab. Das schien dem Menschen offenbar zu behagen, denn er streichelte ihm den Rá¼cken und kraulte ihn hinter dem Ohr. - Ein gutes Gefá¼hl. Viel besser als Tritte...

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Sie waren nun schon diverse Tage unterwegs gewesen. Die besten seines Lebens. Und hatte den weiáŸen Menschen als Rudelfá¼hrer akzeptiert. Er schien immer zu wissen, wo es Fressen zu organiseren gab bei seinen ArtgenoáŸen und dachte auch immer daran, auch fá¼r ihn etwas mit aufzutreiben. Der sonst so allzeit prá¤sente, quá¤lende Hunger war ihm nun Vergangenheit. Er verstand nicht viel vom Geplapper der Menschen.

AuáŸerdem behandelte er ihn mit Wertschá¤tzung, klopfte ihm immer wieder mal den Rá¼cken und kraulte ihn und solange er sich nur bei der Seite des Herrn hielt, trat ihn auch keiner mehr. Der eine dunkelgraue Mensch, der es einmal versucht hatte, den hatte der Rudelfá¼hrer umgehend energisch beim Fell gepackt und bá¶se angebellt. Daraufhin hatte der mit eingezogenem Schwanz (auch wenn die Menschen keinen hatten) das Weite gesucht.

Die Ná¤chte verbrachten sie mal so mal so. Mal ein einer abgelegen Gase, mal in einer der steinernen Menschenhá¤user. Wann immer sie auf der StraáŸe ná¤chtigten, da hie០es wachsam sein. Das hatte er gelernt. Denn immer wieder tauchten dunkle Menschen auf, die mit prá¼fendem, gierigen Blick sie heranschlichen und es auf das Behá¤ltnis des Rudelfá¼hrers mit all ihrem Fressen abgesehen zu haben schienen.

Er hatte bereits erkannt, dass sein Herr offenbar wesentlich schlechter há¶ren und riechen konnte als er und durch die Anná¤herungen der potentiellen Fleischdiebe oft nicht einmal da aus dem Schlaf geweckt wurde, wenn Ihr Gestank und Radau ihn selbst schon lá¤ngst und umgehend auf die Beine riáŸ. - Insofern hatte er es sich selbst zur Aufgabe erklá¤rt, diese Eindringlinge, wann immer von Ná¶ten, angemeáŸen von ihrem Lager zu verknurren.

Auch heute waren sie beide wieder den ganzen Tag auf den Beinen gewesen auf den staubigen StraáŸen der Steppe, ohne auf eine der Menschensiedlungen zu treffen. Nur etwas war heute anders. Im áœberwiegenden war das Wetter hier durchgehend schá¶n. Aber wenn es denn dann doch einmal regnete, dann in Bá¤chen.

Er haáŸte dieses kalte Nass das vom Himmel kam. Es verwandelte die Welt vor seinen Augen in der anbrechenden Nacht in ein schwer zu durchblickendes Grauschwarz, durchzogen von nimmer endenden weiáŸen Schná¼ren und Punkten. Gut dass er den Herrn noch riechen konnte, auch wenn ihn die dicken Wssertropfen, die ihm bestetig auf die empfindliche Nase prasselten á¤uáŸerst unangenehm waren und ihn in regelmá¤áŸigen Abstá¤nden immer wieder Niesen lieáŸen.

Als er noch in den Gassen der groáŸen Menschenstadt gehaust hatte, hatte er sich bei Regen stets irgendwo verkrochen. Doch hier drauáŸen gab es Nichts um sich zu verstecken. AuáŸerdem wollte er seinem Rudelfá¼hrer nicht im Stich lassen. Und so trottete er weiter geduldig neben seinem Herren her.

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"Na, Wolfy. Da hat es uns ja fein erwischt." Misrah klappte den Kragen seiner schwarzen Lederjacke, den ein Windsto០auf einer Seite nach unten gebogen hatte, schnell wieder hoch und hielt den Kragen mit der einen Hand zusammen, wá¤hrend er mit der anderen den Gurt des schweren Rucksackes hielt und ihn so daran hinderte Einschneiden noch schmerzhafter in seine Schulter Einzuschneiden. Das kurze weiáŸe Haar klebte ihm am Kopf und bis fast á¼ber die Brauen und er hatte seine libe Má¼he durch die Wassertropfen zu blinzeln, die ihm stetig in die Augen tropfen wollten.

Er war nun schon zwei Wochen in Pakistan unterwegs. Eigentlich ein sehr schá¶nes Land mit nicht zu leugnen wunderschá¶ner Landschaft und Eindrá¼cken. Hoffnungslos unterentwickelt zwar, aber immerhin sehenswert. Zumindest wenn man auf sich aufzupaáŸen wuáŸte. Jede á¶ffentliche Stelle war hier von obersten Offizier bis zum kleinsten Beamten im besten Falle korrupt, im schlimmsten gar hochkriminell und há¤tte er sich auf seinen Reisen nicht wiederholt einiger Zauber bedient, so wá¤re er bereits gewi០schon um den Gegenwert des ein oder anderen Jahreslohnes eines hiesigen Arbeiters allein an Bestechungsgeldern erleichtert worden.

In den Augen der meisten ihrer groben Gesichtern sah man die Verschlagenheit herausblitzen, die ihnen Generationen im ká¤rglichen Mangel dieses Landes angezá¼chtet hatten. Sie handelten fá¼r Ihr Leben gerne, und stahlen noch viel lieber wenn sich die Gelegenheit bot. - Angesichts dieser so femdartigen wie mehr als gewá¶hnungsbedá¼rftigen Reiseumgebung war der Zaubergeselle gottfroh, dass er nunmehr zumindest etwas Gesellschaft hatte.

"Sieh's positiv, mein Freund. Wir Zwei hatten eh 'ne Dusche ná¶tig." Lachend sah kurz hinunter zu seinem treuen Begleiter, der neben ihm hertrottete. Vor knapp einer Woche war der Hund ihm zugelaufen. Oder besser "zugekrochen", korrigierte er sich in Gedanken.

Es gab in diesem Land schier ungezá¤hlt viele StraáŸenhunde. Und die Menschen hier behandelten sie, wie er es schon wiederholt gesehen hatte, mit ausgesucht rohem Ha០und Brutalitá¤t. Da wurde getreten, mit allen geschlagen was greifbar war und im Einzelfalle gar geschoáŸen (Fá¼r die Pakistani der lá¤ndlichen Regionen war das Tragen von SchuáŸwaffen Alles andere als uná¼blich).

Eine derartige Begegnung muáŸte wohl auch die schwarze Promenadenmischung mit den treuen gelben Augen durchlitten haben, als sie sich in die Gasse geschleppt hatte in der er sich nach den harten Anstrengungen eines durchwanderten Tages fá¼r einen Moment zur Rast niedergelassen hatte. Der gebrochende Knochen stand dem armen Vieh aus dem linken Hinterlauf, wá¤hrend es sich verweifelt und unfá¤hig seine Verletzung zu begreifen mit den Vorderlá¤ufen weiter und vor Schmerzen jaulend voranschleppte.

In diesem Moment hatte Misrah fá¼r das arme Tier etwas empfunden, dass bei ihm gegená¼ber Menschen eher selten vorkam: Ehrliches Mitleid. - Zum Glá¼ck hatte er Wochen zuvor bei seinen tá¤glichen Studien seines Zauberbuches einen gewiáŸen Zauber á¼berflogen, der ihm fá¼r diese Gelegenheit passend erschien und nicht groáŸartig weiterer Ingredienzien bedurfte.

Rá¼ckblickend wahrhaft ein Glá¼cksfall, dachte sich der Wandergeselle, als er seinem Begleiter der brav neben ihm hertrottete und wuschelte ihm mit der Hand durch's kurze, seidige Kopffell, was der Hund mit einem wohligen Laut kommentierte. Alleine wá¤re dieser Abschnitt seiner Reise und speziell diese Nacht ihm bestimmt noch beschwerlicher vorgekommen.

Ein Blitz erhellte unverhofft fá¼r einen Moment die Finsternis. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte der Magier in nicht allzuweiter ferne ein Gebá¤ude. "Na also, wer sagt's denn!", schrie der Hexer an seinen Hund gerichtet gegen den nachfolgenden Donner an. "Da vorne wollen wir's mal versuchen!"

Gut, um ganz ehrlich zu sein stellte sich die Frage nach dem "Wollen" nicht wirklich, wie sich der junge Magier eingestehen muáŸte als sie mit ein paar letzten platschenden Schritten endlich an dem Anwesen anlangten.

Sie waren zuletzt etliche Meilen gelaufen ohne auch nur ein einziges anderes Haus gesehen zu haben. Zudem forderten die Anstrengungen des Tages langsam ihren Tribut. Seine Fá¼áŸe brachten in schier um und langsam aber sicher beschlich ihn eine bleierne Má¼digkeit. Und er war sicher dass es seinem vierbeinigen Freund, der hechelnd zu ihm aufsah, nicht viel Anders gehen mochte.

Und ein á¼bernachten im Freien inmitten dieser Sintflut war vá¶llig ausgeschlossen. Der nicht enden wollende Dauergu០hatte die sandige Steppe sowie die staubige StraáŸe in einen einzigen Morast aus Matsch verwandelt. Kleine Rinnsale bildeten sich bereits in den Erdvertiefungen und Petrus hielt die Himmelsschleusen weiter unbarmherzig auf Durchlauf.

De fakto MUSSTEN sie also hier unterkommen, koste es was es wolle. Misrah hoffte nur, dass er es hier mit verstá¤ndigen Leuten zu tun hatte die ihnen gegen ein angemeáŸenes Bakschisch Quartier gewá¤hren wá¼rden.

Erstaunt stellte er fest, dass sich neben dem zweiflá¼gligen groáŸen Eingangstores des Anwesens sogar ein Klingelknopf fand. Das war keineswegs die Norm in diesen Breitengraden, schon gar nicht in so lá¤ndlichen Gefilden. Eine kleine Metallá¼berdachung schá¼tze den alten Schalter vor der herben Witterung. Er drá¼ckte den Knopf, konnte aber nichts vernehmen und begann zu zweifeln, ob die Elektronik á¼berhaupt noch eine Funktion aufweisen mochte. Nun, ein zwei Minuten wollte er erst einmal abwarten, dachte er, wá¤hrend er das Medaillon der Sprachen aus dem Bá¼ndel um seine Schulter heaussuchte und die Kette um seinen Hals legte.

Tatsá¤chlich ging plá¶tzlich die Beleuchtung im Bereich des Innenhofes des ummauerten Grundstá¼cks an. Auch eine rote Neonrá¶hre á¼ber dem Tor erwachte zappend und surrend zum Leben und tauchte die beiden Anká¶mmlinge in ihr merkwá¼rdiges Licht. Einer der Torflá¼gel á¶ffnete sich einen Spalt breit.

"Ja, was wollt Ihr?" Durch das fahle rá¶tliche Licht konnte Misrah das Gesicht einer Frau reiferen Alters erkennen. Sie schein, um es gewá¤hlt auszudrá¼cken, dass ein oder andere Pfund zu viel auf den Rippen zu haben. Rot gefá¤rbtes Haar spitze unter den Rá¤ndern der gelben Kapuze hervor und umrahmte ein molliges, patent á¼berschminktes Gesicht, das durch die zahlreichen Lachfá¤ltchen trotz ihrer miáŸtrauischen Miene einen freundlichen Eindruck vermittelte. Dort wo der zu klein geratene Regenmantel Ihren á¼ppigen Busen nicht ganz zu verdecken vermochte, konnte man Ansá¤tze ihres Kleides erkennen. Es war aus einem seidig anmutenden roten Stoff, versehen mit verschná¶rkelten, schwarzen Verzierungen und gleichfarbiger Spitze am Rand.

Es kostete Misrah viel áœberwindung, nicht zu lachen, als ihm langsam dá¤mmerte WO er hier einzukehren suchte. Doch er nahm sich zusammen, deutete eine leichte Verbeugung an und bemá¼hte sich um ein freundliches Lá¤cheln. "Guten Abend, gná¤dige Frau. Verzeiht die spá¤te Stá¶rung. Misrah ist mein Name. Ich bin Handwerksgeselle auf der Wanderschaft in Eurem schá¶nen Land und wurde vom Gewitter á¼berrascht. Deshalb wollte ich anfragen ob Ihr mich und meinen Freund hier, er wies auf seinen Hund, nicht fá¼r diese Nacht aufnehmen ká¶nntet. Selbstverstá¤ndlich wá¼rde ich mich finanziell angemessen erkenntlich zeigen..."

MiáŸtrauisch fiel der Blick der Frau durch den Tá¼rspalt zuerst auf das angesprochene Tier, dann musterte sie den jungen Hexer miáŸtrauisch von oben bis unten. Doch mit einem Mal hellte sich ihre Miene auf. "Na gut, so kommt denn herein in Allahs Namen, bevor Ihr mir noch mehr durchweicht als Ihr es ohnehin schon seid."

"Dank Euch recht, Mrs. ... á¤h..." - "Zelda." Seltsam, nun wirkte die Dicke fast schon freundlich und á¶ffnete den Tá¶rflá¼gel weiter, bevor sie sich umwandte und zurá¼ck in Richtung des Hauses eilte. "SchlieáŸt den Riegel hinter Euch. Es treibt sich zu viel Gesindel hier in der Gegend herum."

Misrah tat wie ihm geheiáŸen und so folgten sie ihrer Gastgeberin á¼ber den matschigen Boden des gerá¤umigen Innenhofes hin zum Hauptgebá¤ude. Es handelte sich um einen zweigeschoáŸigen schmucklosen Flachbau mit zahlreichen Fenstern, in der landesá¼blichen Art verputzt in triáŸtem Beige. Auf der Treppe vor dem Eingang, im Schutze des kleinen Vordaches, legte der Zauberlehrling Rucksatz und Jacke ab und wischte das Grá¶bste an Wasser von ihnen. Auch Wolfy tat's seinem Herren gleich und schá¼ttelte sich krá¤ftig.

Innen neben dem Eingang an der Wand befand sich eine groáŸe Garderobe mit etlichen Hakenreihen, unter denen auf dem Boden Decken aus dickem Stoff ausgebreitet lagen. Der Geselle hing seine Jacke auf und platzierte sein Reisegepá¤ck auf einer der Decken, um nicht das gut gepflegte Parkett zu ruinieren. "Ihr wiáŸt schon, wo Ihr hier einkehrt." lachte die mollige Dame schelmisch. " - "Ach, seht mich an, Madam. Sehe ich aus wie einer der gro០etwas auf Konventionen gibt? Mir ist ein Dach á¼ber dem Kopf so gut wie das Andere in einer Nacht wie dieser."

Er war sich schon bewuáŸt, wo sie sich hier befanden. Um es kurz zu faáŸen, es war der Hauptraum eines Bordells. Eine Bar aus feinem Holz nahm den grá¶áŸten Teil der linken Raumwand ein. In der Mitte verteilt befanden sich mehrere runde, mit rotem und lilanem Kunstleder á¼berzogene Polstersitzgruppen, in deren Mitte wei០lackierte Tische standen. Die rechte Raumseite nahm eine kleine Bá¼hne ein, vor derem roten Brokatvorhang im Randbereich zwei verchromte Stangen bis hin zur Decke reichten. Die pastelgelben Wá¤nde zierten diverse Aktgemá¤lde von schá¶nen Frauen aller Coleur und Herkunft. Ein paar Stufen fá¼hrten auf der Seite gegená¼ber des Eingangs in den hinteren Teil des Gebá¤udes und wohl auch zur Treppe in's ObergeschoáŸ, wo sich die 'Arbeitsrá¤ume' der angestellten Damen fá¼hren mochten. Das ganze Szenario wurde von schummrigen Licht zweier kitschiger Glaskronleuchter erhellt.

"Ich bin ja ehrlich gesagt ohnehin fast á¼berrascht, dass Ihr uns á¼berhaupt aufgenommen habt." Misrah war Zelda in die Ká¼che im hinteren Teil des Hauses gefolgt und trocknete sich nun mit dem Handtuch das sie ihm gereicht hatte das zerzauste Haar.

"Ach, man sieht hier drauáŸen so selten mal ein neues Gesicht. - Und auáŸerdem..." Sie trat betont nah an den jungen Mann heran und hob mit einem Finger die Kette des Medaillons um seinen Hals an, "wá¤re es doch reichlich tá¶richt von mir, es mir mit einem Magier zu verscherzen, oder?" - Der Hexer grinste á¼berrascht. "Ach so. Ihr seid eine Zauberin?"

Die mollige Puffmutter lachte abwinkend. "Wo denkt Ihr hin, Schá¤tzchen. - Ich bin nur eine Wahrsagerin. Kartenlegen, im Kaffeesatz und der Kristallkugel lesen, das sind meine bescheidenen Gaben. Und doch wei០ich eben dadurch mehr als so manch Andere." - "Ich verstehe." Die Frau hatte ein einnehmdes Wesen und das sie auch noch ein biáŸchen von 'der Kunst' verstand machte sie ihm nur noch sympathischer.

"Ihr sagtet Ihr seid auf Wanderschaft?", fuhr Zelda fort wá¤hrend sie einen Tee (das Nationalgetrá¤nk) fá¼r sie Beide aufsetzte. "Ich komme nicht viel herum. Vielleicht ká¶nnt Ihr ja so freundlich sein und mir von Euren Reisen ein wenig erzá¤hlen." - "Nur zu gerne, Zelda."
Die freundliche Gastgeberin brachte zum Tee noch etwas Brot und Ká¤se und so saáŸen sie noch eine gute Stunde beisammen, wá¤hrend sie sich á¼ber die Kunst und Wahrsagerei austauschten und Misrah den ein oder anderen Schwank aus seinen bisherigen Erlebnissen zum Besten gab.

Es war ein wirklich lustiger Abend gewesen, doch nun, da es auf Elf Uhr zuging, war er froh sich auf einem Bett ausstrecken zu ká¶nnen. Die gute Zelda hatte ihm ein freies Zimmer gezeigt und ihm eingeschá¤rft leise zu sein, um die Má¤dchen nicht zu wecken. Gut, die Einrichtung war freilich etwas gewá¶hnungsbedá¼rftig, aber was sollt's ihn ká¼mmern. Und so war er nur Minuten spá¤ter auch schon eingeschlafen, wá¤hrend Wolfy sich am FuáŸe des Bettes ebenfalls zur Ruhe legte.

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"W... Was zum..." má¼hsam blinzelnd setzte sich Misrah schlaftrunken auf und tá¤tschelte den Kopf seines treuen Begleiters, der neben ihm auf das Doppelbett gesprungen war und ihn mit seinem Gebell geweckt hatte. "Was ist den los? Kannst Du nicht schlafen, alter Freund?"
Doch noch wá¤hrend er sich die Augen rieb, drangen á¼ber den Gang von unten her Geschrei und Lá¤rm herauf. Soweit er wuáŸte lebten in dem Haus nur Frauen, insofern war die Má¤nnerstimme, die von dort an sein Ohr drang schon mal eher ein Grund zur Beunruhigung.

Langsam wieder voll zu BewuáŸtsein kommend, realisierte er dass der dort unten jemand Dinge zerschlug. Der Mann wohl, dessen Stimme er da há¶rte. Und er schien heftig mit Madame Zelda zu streiten. Der junge Hexer sah sich suchend um. - Na, wunderbar. Die Jacke mit den Medaillons hing unten am Kleiderhaken und sein Zauberbuch sowie die Pulverbeutel hatte er zum Schutz vor dem Regen in der Plastiktá¼te in seinem Rucksack untergebracht. In seiner Má¼digkeit hatte er vorhin schlicht vergessen gehabt, all das mit herauf zu nehmen. -

Nichtsdestotrotz, getan werden muáŸte etwas. Er zermarterte sich das Hirn, wá¤hrend er seine Stiefel schná¼rte (aus gegebenem Anla០ausnahmsweise einmal fest), doch ihm wollte nicht wirklich ein Zauber einfallen, den er in dieser Situation und ohne sein Handwerkszeug há¤tte einsetzen ká¶nnen.

Als die mit Wolfy im Schlepptau auf den Gang hinaustrat, bemerkte er das er nicht der Einzige war, der durch den Radau aufgeschreckt worden war. Diverse der Freudenmá¤dchen standen ebenfalls vor ihren Zimmern und lauschten á¤ngstlich nach dem, was unten vor sich ging. Das á¼berraschende Erscheinen es finster dreinblickenden weiáŸhaarigen Fremden war freilich kaum geeignet um sie zu beruhigen und einige flohen eilig in ihre Rá¤ume zurá¼ck und knallten die Tá¼ren, wá¤hrend der Hexer an ihnen vorbei zur Treppe stá¼rmte.

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"Nun há¶rt doch endlich auf, Kommandant! Seid doch verná¼nftig!" Madame Zelda hatte vor ihrem Angreifer hinter der Bar Schutz gesucht. Doch der Angetrunkene lie០sich dadurch nicht im Mindesten beirren. - "Erst, wenn Du mir eins Deiner Má¤dchen herbringst!"

Es war Kommandant Iwan Dannarzai, ein hochrangiger Beamter des Militá¤rs und Truppenleiter der Provinz. Er galt in der Umgebung hinter vorgehaltener Hand als skrupellos und gefá¤hrlich. Korrupt natá¼rlich sowieso, aber das war Nichts weiter Besonderes. Es war ein Berg von einem Kerl, wohl in seinen MittdreiáŸigern, dem man seine teils russischen Gene deutlich an der Statur ansehen konnte.

Er war schon á¶fter Gast in ihrem Etablissement gewesen, doch bisher war es ihr und den Má¤dchen immer mit Charme und ihren Reizen gelungen, den herschsá¼chtig-explosiven Charackter dieses Unmenschen im Zaum zu halten und zu beruhigen. - Doch heute war es anders gekommen. Denn als er heute mit seinem Wagen vorfuhr, hatte er vor verschlossenen Tá¼ren gestanden. Unwissend wer da kam, hatte sie die Tá¼r einen Spalt geá¶ffnet. Und nun war er hier eingedrunge und tobte wie von Sinnen. Ihre Erklá¤rung das am heutigen Tage geschlossen wá¤re, hatte den Soldaten nur noch mehr in Rage versetzt.

"Ich kann Euch heute nicht bedienen! Ihr seid Kommandant! Ihr wiáŸt, dass das Gesetz uns gebietet an Feiertagen wie diesem das Geschá¤ft geschlossen zu halten!" - Iwan trat in seiner Wut demonstrativ eines der há¶lzernen Panele in der Front der Bar ein, stá¼tzte dann seine Pranken auf des Tresens und beugte sich bedrohlich vor, bis sein kantiges Gesicht direkt vor dem von Zelda war und sie den Schnapsgestank seines Atems riechen konnte.

"Meinst Du das mich das ká¼mmert, Du abgetakelte Schabracke?! Ich bin der Distriktkommandant! Ich BIN das Gesetz, há¶rst Du Weib?!" Er wischte zur Unterstreichung die Reihe von Glá¤sern, die oberhalb der Bar aufgereiht hingen mit einer wuchtigen Armbewegung beiseite. Ein Glasregen ging auf Zelda nieder, als sie schá¼tzend ihre Arme vor's Gesicht riss. "Also erzá¤hl' mir Nichts, Du Hure! Und á¼berhaupt: Mit dem Schutzgeld bist Du auch im Rá¼ckstand. Also untersteh' Dich, Dir's weiter mit mir zu verscherzen." - Herr, habt doch ein Einsehen?" - "Schon morgen wird unser Geschá¤ft wieder..."

"Gut, Du willst es nicht anders!" Iwan fuhr herum, nach einem weiteren Ziel fá¼r seine Zerstá¶rungswut suchend. Viel war nun eben nicht mehr á¼brig. Die meisten Bilder lagen bereits zerhauen und zeriáŸen auf dem Boden, inmitten der unzá¤hligen glá¤sernen Glieder eines der Kronleuchter und das weiáŸe Futtermaterial quoll aus den langen RiáŸen, die sein Messer zwei der Sitzgarnituren zugefá¼gt hatte. Doch wie sich so umdrehte, viel sein nebeliger Blick auf eine á¼ber há¼fthohe Keramikvase, die direkt gegená¼ber der Bar im Rá¼cken einer der Sitzgarnituren auf einem Sockel stand. Der trainierte Nahká¤mpfer ging in Stellung und visierte an.

"Nein nicht!", kreischte Zelda voller Entsetzen. "Die Vase ist antik! Sie..."
Von einem ohrenbetá¤ubenden Klirren begleitet zerschmetterte der wuchtige Sidekick des Kommandanten das Gefá¤áŸ. "Da siehst Du, was Du davon hast, Du alte Hexe!" Ivan drehte sich wieder zur Bar um und grinste die Frau schnaubend an.

"Ihr seid ein Idiot! Die Vase war weit mehr wert als all das, was ich Euch an Schutzgeld schulde!"

"Dummes Weib!" Iwan packte sie á¼ber den Tresen hinweg am Kragen und zog sie zu sich. "Ich brauche Dein 'Geschirr' nicht! Ich will Geld und Dein Weiber!" Dann schien er es sich anders zu á¼berlegen und lie០von der erschrockenden Dame ab. "Ach, was scher' ich mich á¼berhaupt mit Dir herum?" Er beachtete Zelda nicht mehr weiter und ging in Richtung des Zugangs zu den Zimmern. "Ich werde einfach 'raufgehen und mir nehmen, was ich..."

"UFF!" Iwan wurde abrupt zurá¼ckgeworfen, als ihm irgendetwas schwarzes, schweres unvermittelt in's Gesicht fur und ihn rá¼ckwá¤rts von den Beinen riáŸ. Er fand sich rá¼cklings auf dem Boden wieder, á¼ber ihm ein dá¼rres Gestell von StraáŸenhund, dass ihm mit Pfoten und Krallen in's Gesicht fuhr und ihn mit schá¤umendem Maul zu beiáŸen versuchte. Reaktionsschnell wehrte der Offizier mit dem einem Arm schá¼tzend ab, griff das Tier dann mit der anderen am Hals und schleuderte das jaulende Vieh gegen die nahe Wand.

Wá¤hrend Iwan sich das Blut, dass aus den Kratzern in seinem Gesicht floáŸ, mit dem Arm abwischte und sich wieder auf die Beine rappelte, erschein eine weitere Gestalt in der Tá¼r: Ein Junge vielleicht grade mal an die zwanzig Jahre alt. Schmá¤chtig war er nun nicht, der Bursche. Aber auch nicht gerade á¼bermá¤áŸig muskulá¶s und in seinen Augen definitiv kein Gegner fá¼r ihn.

"Na, wer sind wir denn?" grinste der Kommandant angriffslustig. - "Meint Ihr nicht Ihr habt fá¼r heute genug Schaden hier angerichtet?" antwortete der weiáŸhaarige Jungspund raunend. - "Wer bist Du schon, dass es Dich was anginge, Junge?!" - Das tut Nichts zur Sache. Was Ihr há¶ren solltet ist, dass ich noch ein letztes Mal im Guten versuche. Wenn Ihr versprecht Madame Zelda den Schaden zu begleichen, den Ihr angerichtet habt und verschwindet, dann wollen wir's dabei bewenden laáŸen. Wenn nicht, dann geht auf Eure Kappe was Euch daraus erwachsen mag."

"Du muáŸt verrá¼ckt sein, Kleiner. Einen Schei០werde ich, há¶rst Du?!" - Mit einem Mal wurde Iwan wieder des Hundes gewahr, der nun gerade wieder auf die Beine kam und ihn zornig anknurrte. Ohne weiteres Zá¶gern zá¼ckte der Offizier wortlos seine Dienstwaffe und schoáŸ. Mit einem erstickten Jaulen sackte das getroffene Tier wieder in sich zusammen.
Der junge Mann hingegen nutzte geistesgegenwá¤rtig den Moment, um in Richtung der Garderobe zu hechten. Er wollte wohl zum Ausgang fliehen, wie der Kommandant mutmaáŸte. Doch er war nicht schnell genug fá¼r Iwan. Der bekam das T-Shirt und den Arm Misrah's zu faáŸen und schleuderte ihn einmal um die eigene Achse, so das er schmerzhaft gegen eben die Wand krachte, von der er gekommen war.

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Die Gedanken des Hexers rasten als der Soldat mit der Pistole im Anschlag langsam auf ihn zuschritt. Sollte es wirklich so enden? ErschoáŸen von einer simplen Feuerwaffe. Sein Geist irrlichterte durch sá¤mtliche Sprá¼che, Zeichen, Formeln die er in all den Monaten studiert hatte. Es konnte doch nicht sein, dass er nicht einen einzigen... - DOCH, NATáœRLICH!

"HOMUNCULUS!" - Der Bursche war offensichtlich verrá¼ckt. "Was brá¼llst Du da, Du SchmeiáŸfliege?! Du hast verloren, also nimm's wenigstens wie ein Mann." Mit diesen Worten spannte Iwan erneut den Hahn seiner Waffe durch...

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"Homunculus!" - Er há¶rte den Ruf aus dem endlosen Schwarz. Er verstand es nicht, aber er wuáŸte das es sein Herr war, der ihn da rief. Aus tiefer BewuáŸtlosigkeit tauchte er mit Allem Willen wieder auf. Er sah wieder, há¶rte wieder, roch wieder! Der Feind schritt da gerade an ihm vorá¼ber. Der Schmerz in seiner Brust lie០nach, verschwand. Von neuer Kraft beseelt rappelte er sich wieder auf die Lá¤ufe und fuhr herum.

Der Herr lag an der Wand an der kleinen Treppe. Der Angreifer hatte offenbar auch ihm Schmerz bereitet. Nun ging der Mensch auf den Rudelfá¼hrer zu. Er hatte den 'blitzenden Stock' in der Hand. Dieses Ding hatte ihm weh getan, wie auch immer. Dass er nun wieder stand, war dem Herren zu danken, das wuáŸte er. Er hatte selbst erlebt, dass nur der Herr so etwas konnte.

Nur warum konnte er es nun nicht fá¼r sich selbst tun? Es war nicht wichtig. Wichtig war nur, dass wenn der Herr weg sein wá¼rde, all das Elend wiederkommen wá¼rde. Die Ká¤lte, die Tritte, der quá¤lende Hunger. Sein Rudel war in Gefahr! Dieser stinkende Mensch wá¼rde es ihm nicht wegnehmen! Kalter, animalischer, unverfá¤lschter, ja instinktiver Ha០lie០das Blut wie rasend durch seine Adern schieáŸen. Der hechelnde Atem ging wie eine Dampflok und die Leffzen hoben sich. Plá¶tzlich fá¼hlte er Kraft in sich aufkeimen, Kraft wie er sie noch nie verspá¼rt hatte. Alles herum um ihn schien kleiner zu werden. Auch der Feind. - Klein wirkte er... Und schwá¤cher...

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"Sag' der Welt auf Wiedersehen, mein Junge..." Iwan richtete die Waffe auf den Kopf des 'Jungen' aus. "Ihr solltet Euch besser umdrehen." - Warum grinste dieser kleine Punk plá¶tzlich so? "Na sicher, Du Wichser." feixte Iwan. " Als ob ich auf diesen alten Trick..." Ein Grollen wie Donnerhall erschallte mit einem Mal hinter ihm. Der Soldat unterbrach sich abrupt und wirbelte schuáŸbereit herum. Das was er sah war unfaáŸbar. Eine riesenhafte wolfsgleiche Bestie mit langem schwarzen, zerzausten Fell stand ihm da gegená¼ber. Die hochgezogenen Lefzen entblá¶áŸeten fingerlange, weiáŸe ReiáŸzá¤hne, an denen der Geifer in Bá¤chen zu Boden troff. Die Augen der Kreatur glommen in hellem WeiáŸ, als wá¼rde man in einen SchweiáŸbogen blicken, unertrá¤glich schmerzhaft. Das pure Entsetzen lá¤hmte Iwan fá¼r eine Sekunde, da machte das Há¶llenmonster einen Satz nach vorne.

"Was... - NEIN!" Iwan machte in Panik einen hastigen weiten Schritt zurá¼ck, rutsche auf den Glasteilen des Kronleuchters aus und fiel rá¼cklings á¼ber, wobei er mit dem Hinterkopf schwer an der Kante des Tresens anschlug. BewuáŸtlos sackte der Há¼ne in sich zusammen und kam, halb sitzend, an der Theke zum liegen.

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"Braver Hund. Ja, braver Hund." Er verfá¼tterte einige Fleischbrá¶ckchen aus den Bestá¤nden seines Rucksackes an den treuen Gefá¤hrten. Gott sei Dank war der Hund zumindest wieder soweit zusammengeschrumpft, dass er ihm nurmehr wieder nur noch bis zur Há¼fte ging. Das wolfsgleiche Aussehen allerdings blieb dem Tier. Und sei's drum. Ihm selbst gefiel's ohnehin irgendwie, wie es war. Der Effekt des Zaubers war wirklich erstaunlich gewesen.

"Ich kann Euch gar nicht genug danken, Misrah. - Dieser Unmensch há¤tte uns am Ende womá¶glich noch Alle umgebracht. Wir sollten ihn fesseln, bevor er wieder aufwacht."
"Oh, das wird nicht ná¶tig sein." Nach einigem Kramen in seinem Reisebehá¤ltnis zog der Zauberlehrling ein Medaillon aus purem Gold und ein scharfes Werkzeug prá¼fend vor seine Augen. - "Ah ja, genau das habe ich gesucht..." - "I... Ist das echtes Gold?" staunte seine mollige Freundin. - "Ja." anwortete der Magier, geschá¤ftig hantierend und kurz angebunden.

Dann wurde sich Zelda wieder des Chaos in ihren Rá¤umen gewahr, und schlug entsetzt eine Hand vor den Mund. "Oh, bei Allah dem Allmá¤chtigen! Das Alles zu reparieren wird mich mindestens die Há¤lfte meiner Ersparnisse kosten!"

"Oh, seid unbesorgt, Zelda. Er WIRD es Euch zurá¼ckzahlen." erwiderte Misrah lá¤chelnd, wá¤hrend er begann, mit dem scharfen Werkzeug Strukturen und Zeichen in das Metall zu gravieren.

"Aber dazu werdet Ihr ihn nie bringen. Er wird mir meine Konzession entziehen, uns das Militá¤r auf den Hals hetzen. Er wird..."

"Nichts Dergleichen wird er." unterbrach Misrah entschlossen, wá¤hrend er weiter konzentriert und mit fachmá¤nnischen Blick seine Handwerksarbeit zu vollenden suchte.
"A... Aber wie wollt Ihr das anstellen?"

Der geá¼bte Graveur und Hexer hatte sein Werk so gut als mit den vorhandenen Mitteln machbar vollendet und ging nun noch an ein paar Feinarbeiten. Es wá¤re technisch gewi០nicht ná¶tig gewesen. Aber seine persá¶nliche Berufsehre verlangte es nun mal und das weiche Material machte es ihm die Arbeit ohnehin denkbar leicht.

"Nun, in meiner Heimat Amerika haben wir einen guten alten Brauch, wiáŸt Ihr?" Mit dem neugefertigten Medaillon in der Hand und einem hintersinnigen Grinsen schritt er betont langsam auf den bewuáŸtlosen Iwan zu. "Wenn bei uns einer seine Zeche nicht zahlen kann oder will, dann mu០er sie stattdessen..."

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"AH! Uh! Uh! Nicht! AHHHHHH!" - Madame Zelda wartete geduldig vor dem Zimmer, bis das Stá¶hnen verstummte und der Gast schlieáŸlich vor die Tá¼r trat und Ihr den vereinbahrten Betrag á¼berreichte. Sie verabschiedete den beleibten Industriellen feundlich und á¼bergab ihn einer der Bardamen, die ihn zurá¼ck zur Bar geleitete um ihm noch einen 'Absacker' anzubieten. - Drei Wochen waren mittlerweile vergangen, seit sie sich von dem reisenden Hexer verabschiedet hatte.

Kaum war der Mann auáŸer Sicht gekommen, á¶ffnete Zelda ohne gro០zu klopfen die Zimmertá¼r und trat ein. "Gut gemacht, Schá¤tzchen. Der Kunde war sehr zufrieden." Sorgfá¤ltig zá¤hlte sie die diversen Scheine in ihren Há¤nden.

Die junge Frau die sie ansprach lag schwer atmend auf dem Bett. Ihr langes schwarzes Haar klebte ihr teilweise im verschwitzten Gesicht und an und aus ihrem Schritt lief die Hinterlassenschaft ihres letzten Kunden langsam und zá¤hflá¼ssig hinunter. - "Madame, habt Gnade! I... Ich kann das nicht mehr tun! Ich bitte Euch flehentlich! Verwandelt mich zurá¼ck!"

"Ach Iwanka, Schá¤tzchen." seufzte die á¤ltere Dame nachsichtig. "Du hast doch gehá¶rt was der Hexer gesagt hat. Du muáŸt nur erst genug verdienen, bis Du Deine Schulden vollends abgearbeitet hast, erst dann wird sich der Zauber von selbst wieder lá¶sen." - Trá¤nen liefen der jungen Frau á¼ber die Wangen, wá¤hrend sie sich zitternd aufsetzte und voller Scham begann ihre Intimzone mit ein paar der griffbereiten Kleenex-Tá¼cher abzuwischen.

"W... Wie lange wird das denn noch dauern?" fragte sie verzweifelt. "Tja Herzchen, ich wei០es nicht genau." Sie tá¤tschelte 'ihrem Má¤dchen' trá¶stend den Kopf. "Aber vielleicht há¤ttest Du besser die kostbare antike Vase nicht zertrá¼mmern sollen."

"Ich kann das nicht mehr tun..." heulte Iwanka enthemmt, "Ich will es nicht! Das kann alles nicht sein!"

"Ach, grá¤m' Dich nicht Kindchen. - Immerhin: Dein ná¤chster Kunde ist ein schmucker junger Offizier." Zelda blinzelte mit schnippischer Anzá¼glichkeit. "Sein Name ist Tarek Eljamin." - Das Schluchzen der Já¼ngeren verstummte, als sie das verweinte Gesicht aus ihren Há¤nden nahm und mit einem Ausdruck von vá¶lliger Fassungslosigkeit zu Zelda aufblickte. "D... das ist der Name meines Adjutanten!"

"Wirklich? - Wie klein doch die Welt ist." Gab die Bordell-Chefin amá¼siert zurá¼ck. "Na, dann solltest Du Dir bei ihm doch ganz besondere Má¼he geben. Du bist wirklich perfekt fá¼r ihn, Kleines. Er sagte er mag es, wenn sie sich ein biáŸchen zieren. - Also husch husch, in's Bad! Du willst ihn doch gewi០nicht so beschmutzt empfangen und frische Dessous solltest Du Dir auch anziehen. Sonst ist er am Ende noch unzufrieden und zahlt nicht voll. - Du wirst schon noch etwas tun má¼ssen fá¼r Dein groáŸes Ziel, mein Liebes..."


-ENDE-



"CCXC. Von der Erschaffung eynes Homunculus:

LaáŸet mich Euch beschreyben, dass der Homunculus ein widernatuerlich, kuenstlich und von Menschenhand geschaffen Wesen ist, welches ihm der er geuebet genug ist in der Kunst um es entstehn zu lassen, fuerderhin in ewger Dankbarkeyt fá¼r seyne Erstehung allzeit loyal sich zu Diensten stellen wird.
Die Kunst eyn solch Wesen zu kreieren, sie ist den Hexern vorbehalten fuer all Zeyt. Die ahnungslosen Alchemisten habens freylich wohl eyntausend und eyn Mal versucht, doch nie ist es ihnen geraten. So will ich Euch, die Ihr unsere Kunst in neue Zeyten tragen moeget, nun von der Formel sprechen:
Fuerdererst benoetigt man eyn totes oder sterbend Wesen, denn Blut mu០dabey seyn zu dem Prozesse. So dann mische man eyn zauberwirkend Pulver an. Hierzu nimm er zur Hand das Folgende..."

-Auszug aus der Schrift 'Der Weg zur linken Hand - Eyne Sammlung von sechshundertsechsundsechzig Formeln und Zaubern', Magicus Hubertus von der Heyden, 1597-

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